Arbeitsreiches Wochenende – Adventsbasar, Schneller-Symposium und Empfang beim Bundespräsidenten
Alles fing schön ruhig an: Während im Gästehaus und der Propstei schon alle Kräfte mobilisiert wurden, um die letzten Vorbereitungen für den Adventsbasar zu treffen und zeitgleich die Einweihung des neuen Obergeschosses im Gästehaus zu feiern, hatte ich einen schönen, ruhigen Freitag im Café Auguste Victoria. Die vielen Touristen und Pilger sind größtenteils schon wieder abgereist, man kann im Suq (arabische Einkaufsstraße und gleichzeitig der direkteste Weg quer durch die Altstadt, allerdings leider nur zwei Meter breit, was das Vorankommen zwischen Tourimassen sehr erschwert) wieder laufen und kann auch die Via-Dolorosa wieder passieren. Die Gottesdienstbesucher werden weniger und auch sonst wird alles wieder ruhiger.


Samstag: Adventsbasar
Am Samstag ging es dann los: Der Adventsbasar stand an. Schon die ganze Woche wurden Tische gestellt, Verkaufsgegenstände sortiert, Plakate vorbereitet … und jetzt war der Tag da. Morgens um acht trafen wir uns, um Sandwiches zu schmieren, letzte Kleinigkeiten vorzubereiten, die Kassen fertigzustellen und den anderen beim Aufbauen zu helfen. Am späten Vormittag kehrte dann langsam wieder Ruhe ein, die bekannte „Ruhe vor dem Sturm“. Alle Helfer (mehr als einhundert!) aßen zusammen Mittag und bereiteten noch die letzten Kleinigkeiten vor. Um kurz vor eins kam dann der Anruf, der alles noch mal veränderte: Der Drucker des Gemeindebriefes rief an, dass die Hefte nun fertig wären und er in zwanzig Minuten am New Gate wäre, um sie abzuliefern. Zum Glück waren meine Aufgaben schon erledigt und ich ging gleich los, um sie in Empfang zu nehmen. Statt den ein- bis zweihundert Exemplaren hatte der Gute nun gleich alle eintausend Hefte mitgebracht, die dann mit einer Arabiyye (einer Art Schubkarren, die einzige Transportmöglichkeit für größere Güter in der Altstadt) zur Kirche gebracht wurden. Dort der nächste Schock: Fünf Minuten vor Einlass standen unzählige Leute vor der Propstei, die auf Einlass zum Adventsbasar warteten. Wir lagerten dann erstmal den Großteil der Gemeindebriefe in der Kirche zwischen und nahmen nur ein paar mit hinein zum Verkauf.

Auf dem Basar war ein reichhaltiges Angebot vorhanden, von Olivenöl über Schokospieße und Waffeln bis zum traditionellen Glühwein war reichlich für Nahrung gesorgt und auch sonst gab es allerlei Weihnachtsausstattung zu kaufen: Adventskalender, Adventskränze, Lebkuchen und Weihnachtsstollen, um nur ein paar zu nennen. Dazu kam dann noch eine Tombola, Secondhand-Kleidung, einen Bücherflohmarkt und noch viel mehr. Es war also wirklich viel Geboten, was von Deutschen, Israelis und Arabern dankend angenommen wurde. So hatten wir in den drei Stunden, die der Basar offen war, um die 800 Besucher, die alle vollgepackt die Propstei verließen.
Die Erlöse gingen dieses Jahr in den Sozialfonds der Kirche: Sozialfonds EIJ
Falls Sie noch eine unterstützungswürdiges Projekt für Ihre Weihnachtsspenden suchen, kann ich Ihnen unseren Sozialfonds wirklich nahelegen. Das gespendete Geld kommt direkt Menschen zugute, die es wirklich benötigen.

Sonntag: Schneller Symposium in der Himmelfahrtkirche auf dem Ölberg
Der Sonntag begann erst ganz normal mit dem Gottesdienst in der Erlöserkirche, bei dem mir die Aufgabe zugeteilt ist, an der Rezeption dafür zu sorgen, dass nur Gottesdienstbesucher Zugang zur Propstei bekommen, da für Touristen am Sonntag geschlossen ist. Danach ging es dann direkt los auf den Auguste-Victoria-Compound zur Himmelfahrtkirche, in deren Kaisersaal an diesem Tag die Einweihung des wiedergefundenen Schneller-Altars mit einem Symposium zum Leben und Wirken der Schnellerfamilie in Jerusalem gehalten wurde. Acht Vorträge wurden gehalten, die den Zuhörern anschaulich das Leben der Schnellerfamilie und das Zusammenbringen verschiedener Kulturen – egal welcher Herkunft – näherbrachte. Während der Vortragsreihe kümmerten wir uns um das Buffet. Zum Abschluss gab es einen feierlichen Gottesdienst, der erste seit siebzig Jahren an diesem Altar aus dem Syrischen Waisenhaus, zur Einweihung an seinem neuen Standpunkt. Bei diesem fiel mir die Aufgabe zu, das Kreuz der Prozession voran in die Kirche zu tragen – so langsam bekomme ich Übung! Das nächste Mal trage ich das Kreuz dann vielleicht sogar richtig herum! ;-)


Montag: Empfang beim Bundespräsidenten
Am Montag konnte ich dann erstmal schön ausschlafen, bevor ich abends zu einem Empfang mit dem Bundespräsidenten Wulff geladen war. Nach einiger Verspätung wegen einer kurzfristigen Planänderung sprach er nette Begrüßungsworte und stellte seine Delegation vor – von geschichtlich interessierten Jugendlichen über Politiker der Landes- und Bundesregierung und auch wichtige Persönlichkeiten im deutsch-jüdischen Dialog, führte er eine anschauliche Delegation mit sich.
Mit Herrn Wulff selbst war leider keine Möglichkeit ins Gespräch zu kommen, was ich doch sehr Schade fand, da es sich im Voraus in der Presse doch so angehört hatte, als wollte er wirklich mit uns über unsere Erfahrungen hier reden und sich Zeit nehmen, unsere Sicht auch einmal zu hören. Leider wurden – soweit ich das mitbekommen habe – nur drei Volontäre ausgewählt, die sich länger mit ihm unterhalten durften – davon waren zwei aus einer israelischen Siedlung im auf palästinensischem Boden, was das Interesse für die palästinensische Seite beim Bundespräsidenten sicher nicht allzu stark gestärkt hat. Und das bei einem sowieso sehr einseitigen Programm in diesen zwei Staaten. Dafür kamen wir mit der Tochter sehr nett ins Gespräch, auch mal interessant zu hören, wie es sich so als Tochter eines solch bekannten Politikers lebt und was sie alles so mitbekommen hat auf ihrer bisherigen Reise durch Israel (ohne besetzte Gebiete!).
Anschließend gingen wir im Sira, einer alternativen Bar in der Neustadt Jerusalems, noch etwas trinken und genossen die „gewöhnungsbedürftige“ Livemusik. Alles in allem ein toller Abend mit interessanten Gesprächen und der Erfahrung, auch den Bundespräsidenten mal aus zwei Metern Entfernung gesehen zu haben; von der Entfernung sah er eigentlich auch ganz sympathisch aus ;-)
So kam ein langes, arbeitsreiches Wochenende auch wieder zur Ruhe und nach einer kurzen Nacht begann die normale Arbeitswoche am Dienstagmorgen um acht.
(weitere Bilder folgen…)