Mittwoch, 6. April 2011
Die Hälfte ist Vorbei – Zwischenseminar in Haifa
Ende Februar, pünktlich zur Halbzeit unseres Auslandsjahres, trafen sich alle entsandten Volontäre der Evangelischen Landeskirche in Baden und im Rheinland zusammen in Haifa, um dort gemeinsam das Zwischenseminar abzuhalten.
Das Programm der fünf Tage war vielfältig: So besuchten wir das „Ghetto Fighter Museum“, das speziell die Widerstandskämpfer der jüdischen Ghettos vor und während dem Zweiten Weltkrieg in das Auge des Betrachters stellte, besuchten die alte Kreuzfahrerstadt Akko, bekamen einen wahnsinnig interessanten Vortrag über die Arbeit der deutschen Organisation „Ziviler Friedensdienst“, die große Teile der Entwicklungs- und Aufbauarbeit der Bundesregierung Deutschland im Ausland stellt. Wir besuchten „Kfar Tikva“, eine Einsatzstelle, die ein eigenes Dorf mit Werkstätten, Wohnungen und Gemeinschaftsbereichen für Behinderte eingerichtet hat und damit den „Friends“, wie die Behinderten dort genannt werden, ein eigenes und selbstbestimmtes Leben in einem sehr offenen Rahmen ermöglichen will. Auch Johannes, einer der Freiwilligen, die wie ich über die Landeskirche in Baden hier sind, arbeitet dort. Er führte uns über das Gebiet berichtete uns sehr positiv von der Arbeit dort. Voller Stolz zeigte er uns „seinen“ Garten, den er zusammen mit einer Gruppe Friends eingerichtet hat.

Selbstverständlich durfte auch der Spaß nicht zu kurz kommen: Wir spielten Gruppenspiele, schauten den Film „Walitz with Bashir“ (sehr empfehlenswert; ein Film der aus israelischer Sicht und doch sehr kritisch über den Libanonkrieg berichtet) und saßen jeden Abend noch lange zusammen. Viele interessante Diskussionen entstanden dabei, da die Hälfte der Freiwilligen, die auf dem Zwischenseminar zusammengekommen waren, in jüdischem Umfeld eingesetzt sind und die andere Hälfte mehr mit der arabischen Seite zu tun hat. So diskutierten wir stundenlang, erzählten Geschichten die wir mitbekommen hatten und versuchten jeweils die „andere Seite“ zu ermutigen, uns doch mal besuchen zu kommen und sich darauf einzulassen. Es war wirklich toll, sich nach einem halben Jahr hier mit Leuten zu unterhalten, die genau das mitbekommen, was man selbst nicht mitbekommt. Das Seminar hat auf jeden Fall Lust gemacht, die andere Seite noch viel mehr mitzubekommen und aktiv auf die Leute zu zugehen. Letztlich durfte auch ein Nachmittag am Mittelmeer und der Besuch der Bahai-Gärten in der Küstenstadt nicht fehlen!
Auch ein großes Anliegen war für die Ansprechpartner unserer Entsendeorganisation aus Deutschland, wie es uns an der jeweiligen Arbeitsstelle geht. So saßen wir auch mit ihnen lange zusammen und haben darüber gesprochen was gut läuft und was vielleicht noch ein bisschen besser laufen könnte.
Alles in allem waren die Tage vollgepackt mit interessanten Gesprächen, tollen Eindrücken aus der israelischen Welt und ganz in der Mitte stand natürlich der Austausch mit denen, die gerade Mal fünfzig Kilometer von uns entfernt wohnen und doch ein so völlig anderes Heiliges Land mitbekommen als wir!