Dienstag, 7. Dezember 2010
Ruhiger Urlaub auf der Sinaihalbinsel
Nach langer Zeit mal wieder ein neuer Eintrag in meinem Blog. In letzter Zeit war so viel los, dass ich gar nicht mehr dazu kam, Neues online zu stellen. Dafür habe ich nun umso mehr zu erzählen, deshalb jetzt auch drei Berichte in Folge:
Mitte November bot sich mir die Möglichkeit, mit zwei anderen Volontären in den Urlaub auf die Sinaihalbinsel in Ägypten zu fahren. Natürlich nutzte ich diese Chance, da mich das Gebiet schon seit Langem interessiert hat und eine Woche Urlaub natürlich auch nie schlecht ist. So nutzte ich meine ersten Urlaubstage.
Die Beiden kamen am Vorabend schon zu uns, wir saßen noch ein bisschen zusammen und gingen dann früh schlafen, um am nächsten Tag auch fit zu sein für die lange Reise. Früh morgens ging es los, wir kauften auf dem Weg noch die übliche Verpflegung für die Fahrt ein: Mit Pita, Humus und Gemüse war das Frühstück und Mittagessen gesichert. So fuhren wir um 10 Uhr von der Central Bus Station ab, um mit einer kleinen Pause um halb drei in Eilat anzukommen. Die deutlichste Veränderung war die Landschaft: Während wir vorher aus dem dicht bebauten Jerusalem kamen, ging die Fahrt quer durch die Negev-Wüste und als wir in Eilat ausstiegen, hatten wir eine Hotelstadt mit Palmen und wunderschönem Strand am Roten Meer vor uns.

Von Eilat aus stiegen wir direkt in den kleineren Zubringerbus zur Grenze. Die Grenzformalitäten waren schnell erledigt, keine Befragungen und Kofferkontrollen, wie wir es vom Flughafen kannten, die Ägypter ließen uns sehr unkompliziert passieren. Wir hatten schon fast vergessen, dass auch alles so unkompliziert gehen kann ;-)

Direkt hinter der Grenze hatten wir eigentlich mit Bussen gerechnet, doch war es schon nach vier Uhr, was lange nach der regulären Bustransferzeit lag. Wir mussten also ein Taxi nehmen, was aber – wie fast alles in Ägypten – recht günstig war. Wir verhandelten mit dem Taxifahrer, dass er uns so lange herumfährt, bis wir eine Unterkunft haben, was – aus späterer Sicht – auch sehr sinnvoll war. Die ersten drei Beach-Camps waren mehr als heruntergekommen und wir waren schon alle sehr abgeschreckt von unserem vermeintlichen Traumurlaub in Ägypten. Das vierte Camp, in das uns der Taxifahrer brachte, machte dann aber – nachdem der Besitzer aus seiner Hütte kam und Licht anmachte, wir waren die einzigen Gäste – einen ganz passablen Eindruck, was für uns nach der langen Reise dann endlich eine Schlafmöglichkeit bedeutete.

Am nächsten Morgen, nach dem Sprung ins Meer direkt drei Meter vor unserer Hütte, entschieden wir dann, die anderen Hotels, die wir schon von Zuhause gebucht hatten, wieder abzusagen und einfach spontan zu schauen, wo es uns hinverschlägt. So genossen wir den ersten Tag am Strand in unserem tollen „Sunsweir Beach“, gingen baden, schnorcheln, lagen den ganzen Tag faul am Strand und ließen uns bedienen. Das Schnorcheln war atemberaubend: Man fühlte sich wie im Tauchfilm! Wunderschöne Korallenriffe mit Fischen in allen Farben, die man sich vorstellen kann; Muränen in ihren Löchern und Seepferdchen am Meeresgrund. Dazu kam die wunderschöne Vielfalt der Fische, die in Schwärmen um einen herum schwammen, als wär man gar nicht da. Einfach genial!
Der ganze Strand war nur voller Camps, dreißig Kilometer bis zum nächsten Dorf und wir haben durch Zufall eines erwischt, in dem wir die einzigen Gäste waren :-) Wir hatten somit einen Privatstrand, drei Mitarbeiter die uns umsorgten, einen eigenen Streichelzoo und ein großes Gelände für uns. Einfach herrlich zum Ausspannen und Relaxen!

Am dritten Tag fuhren wir dann auf den Berg Sinai, hatten eine wunderschöne Taxifahrt durch die Wüste und wanderten in der Abenddämmerung bis knapp unter den Gipfel (immerhin um die 1000 Höhenmeter in eineinhalb Stunden Fußmarsch!)

Oben angekommen, bot uns einer der Besitzer der vielen kleinen Kaffeehütten an, dass wir bei ihm in der Hütte schlafen durften, was wir 5 °C Außentemperatur auch liebend gerne annahmen. Er erzählte von seinem Beduinenleben auf dem Berg, machte noch ein Kohlefeuer an, trank Tee mit uns und wir gingen alle früh schlafen, um am nächsten Morgen für den Aufstieg ausgeschlafen zu sein.

Am nächsten Morgen um drei stolperten die ersten russischen Touristen in den Coffeeshop, die sich überhaupt nicht daran störten, dass wir dort schliefen: sie unterhielten sich lauthals, setzten sich direkt neben unseren Kopf und fuchtelten mit Taschenlampen herum. Echt unmöglich, wenn man dort in aller Seelenruhe schläft. So standen wir eben auch so früh auf, und machten uns nach einer Tasse warmem Tee schließlich auf den Weg nach oben, was zwar nur noch 200 Höhenmeter waren, wir dafür trotzdem länger brauchten, als für den Aufstieg am Vortag: Alles war voller Touristen, Tausende strömten auf den Gipfel, um sich den Sonnenaufgang anzuschauen. Ein bizarres Bild, wie sich 80-Jährige, gestützt von Beduinen, mit ihrer Reisegruppe auf den Gipfel schleppen, teilweise auf allen Vieren die Treppe hochkriechen, um eine Stunde später, wenn die Sonne zu sehen ist, den ganzen Weg wieder herunterzuklettern.

So genossen wir nach dem langsamen, anstrengenden Aufstieg den wunderschönen Sonnenaufgang, auch wenn es bitterkalt war. Wir frühstückten oben und genossen die Landschaft, geprägt von hohen Bergen mitten in der Wüste. Auf der einen Seite die Steinwüste, die genau an diesem Berg fließend in eine Sandwüste übergeht. Einfach atemberaubend und auf Bildern überhaupt nicht festzuhalten. Es war wirklich wunderschön, dort oben zu sitzen und einfach nur die Landschaft zu genießen. Zwei Stunden später wurde es uns dann aber doch zu kalt und wir machten uns wieder an den Abstieg, schauten noch mal bei dem Shopbesitzer vorbei, bedankten uns und stiegen die Stufen bis zum Katharinenkloster herunter, der Alternative zum normalen Weg.

Unten angekommen besichtigten wir das Katharinenkloster, in dem ein Ableger des sagenumwobenen „Brennenden Dornbuschs“ steht, an dem Mose den Namen Gottes (JHWH) erfuhr. Erstaunlich unspektakulär erschien mir das Ganze: Der oft erwähnte „Brennende Dornbusch“ ist augenscheinlich lediglich ein großer Brombeerstrauch und auch die Kirche war über und über geschmückt und vergoldet, dass man von der eigentlichen Schönheit gar nicht mehr viel erkennen konnte. Auch die Touristenmassen, die sich in einer solch kurzen Zeit durch den kleinen Bereich des Klosters, das öffentlich zugänglich war, drückten und und einander anmotzten, wenn jemand zum Beten und Bewundern stehen blieb, machten die Atmosphäre und Eindrücke aus dem Innern nicht viel schöner.
Etwas Besonderes war dagegen der Ritt auf dem Kamel zum Parkplatz unseres Taxis, auch wenn es auf dem engen Sattel eines Kamels eher unvorteilhaft ist, ein Mann zu sein, waren die paar hundert Meter eine wirklich lustige Erfahrung :-)

Nach der Rückfahrt, auf der wir etwas Schlaf der letzten Nacht nachholten, kamen wir wieder in unser vertrautes Beach-Camp, genossen dort noch einen Tag am Strand und fuhren am nächsten Tag weiter zur Grenze nach Israel zurück.

Nach den – uns inzwischen bekannten – Befragungen und Durchsuchungen an der Grenze waren wir schließlich wieder im vertrauten Israel. Nach einem kühlen Bier und einer Runde Schnorcheln am Strand neben der Grenze fuhren wir nach Eilat, um dort noch eine Nacht zu feiern, bevor wir heimmussten. Es war Sonntagabend und so war nirgends etwas los, so tranken wir nur noch gemütlich etwas und ließen den letzten Abend gemütlich ausklingen.

So hatten wir ein paar wirklich tolle und vor allem entspannende Tage in Ägypten und im Süden von Israel, doch gleich ging es wieder in den Arbeitsalltag …
(weitere Bilder folgen, der Akku meiner Kamera ging leider auf dem Sinai leer…)