Deutsches Volksfest im Exil - Oktoberfest in Taybeh
Am Sonntag nach dem Gottesdienst brach eine kleine Delegation aus Jerusalem auf zu einem der größten Volksfeste in der Westbank: Dem Oktoberfest in Taybeh. In dem kleinen - erstaunlicherweise fast ausschließlich christlich besiedelten - Dorf Taybeh wird seit 1955 Bier gebraut, das Oktoberfest wurde erstmals aus Mitteln zweier großer gemeinnütziger Stiftungen ausgerichtet. Seitdem floriert die Bierbrau-Wirtschaft in dem kleinen Dorf in der Westbank. Das - nach eigenen Angaben - „Finest beer in the Middle East“ ist gerade in der größtenteils muslimischen Westbank auch in der alkoholfreien Variante sehr beliebt.

Als wir in Taybeh ankamen, machten wir erst noch einen kurzen Abstecher zur eigentlichen Brauerei. Dort standen fünf schwarze Geländewägen und viele nette Männer mit Ohrstöpseln herum - Besuch vom US-Botschafter? Man wird es wohl nie erfahren ;-) Die Brauerei ist sehr klein, eine große Garage mit fünf großen Braukesseln drin, mehr ist es nicht. Wie in dieser kleinen Halle so viel Bier hergestellt wird, ist mir immer noch ein großes Rätsel. Allerdings macht dies auch den unstetigen Geschmack etwas verständlicher: Da wohl öfter Wassermangel im Dorf herrscht, variiert der Geschmack je nach Abfüllungsdatum von süßlich-herb bis säuerlich-bitter ziemlich stark. Trotzdem ein sehr leckeres Bier - wenn man das richtige Abfülldatum erwischt!

An diesem großen Tag für das kleine Dorf war der Geschmack natürlich unübertrefflich, richtig gut, eisgekühlt, ein wirklich gutes Bier. Die Band und die Mittagshitze taten ihr übriges, dass sehr schnell eine ausgelassene Stimmung auf dem ganzen Platz war. Die israelische Band „Toot Ard“ von den Golan Höhen heizte allen mit einer interessanten und auf jeden Fall genialen Mischung aus Reggae, Tanzmusik und klassischen arabischen Rhythmen war einfach genial und hat super auf das Fest gepasst. Es wurde getanzt, gelacht und eine tolle Zeit zusammen verbracht. Einfach toll!

Anschließend wurden Oktoberfesttypisch (?) Wettkämpfe gemacht, traditionelle Volksmusikgruppen spielten zum Tanz und dann wurde es für uns auch schon Zeit zu gehen, wir hatten noch viel vor an dem Abend…

Der Bürgermeister (und Bruder des Brauereigründers und -besitzers) bedankte sich über Plakate bei allen Anwesenden für ihr Erscheinen. Die Veranstaltung war wirklich der Hammer! Jetzt weiß ich, was ich mir unter einem arabischen Volksfest vorzustellen habe.