Mein erster Arbeitstag
Donnerstagmorgen gingen wir erstmal mit unserer Verwaltungsleiterin Fr. Werth frühstücken, um die Aufgaben der Volontäre und die „Do’s und Dont’s“, wie es neudeutsch so schön heißt, zu besprechen. Den Rest des Tages bekamen wir dankenswerter Weise nochmal frei, was wir für eine Entdeckungstour durch die Altstadt nutzten.

Am Freitagmorgen sollte es nun also losgehen: Mein erster Arbeitstag im Café Auguste Victoria. Ich kämpfte mich durch die völlig verstopften Straßen (da Ramadan für die Muslime und Sabbath für die Juden war, war die ganze Stadt auf den Beinen) zum Damaskus Gate durch, um von dort aus dann mit einem Bus zur Auguste-Victoria-Stiftung auf den Ölberg zu fahren. Dort angekommen zeigte mir Nele, die Volontärin, die sich um alles rund um das Café kümmert, erst einmal alles, was ich irgendwie brauchen könnte. Freitags ist wohl immer der ruhigste Tag für das Café, hab ich ja mal wieder gut hinbekommen, ich werde dort nämlich nun jeden Freitag arbeiten.  Mittags kamen noch Constanze und Florin, zwei andere Volontäre, die auf dem Ölberg beschäftigt sind, um uns dabei zu helfen, Sandwiches für eine größere Reisegruppe, die sich angekündigt hatte, vorzubereiten. Außer der Reisegruppe war wirklich nicht viel los, ungefähr 10 andere Gäste kamen für Kaffee, Sandwiches und Kuchen.

Das war aber nicht weiter tragisch, da ich dadurch viel mehr Zeit hatte, mit Nele über die Hintergründe des Cafés zu reden. Das Café unterstützt mit seinen Einnahmen viele soziale Projekte, so wird Kindern aus armen palästinensischen Familien das Schulgeld für eine gute Bildung gezahlt. (Die staatlichen Schulen sind hier wohl sehr schlecht, dass wirklich nur die, die absolut keine andere Möglichkeit haben, diese besuchen. Viele Schulen sind auch vom Ausland finanziert, so gibt es französische, deutsche und englische Schulen und natürlich auch von religiösen, vor allem christlichen, Einrichtungen. Dies sind nur zwei Beispiele für die Vielseitigkeit der Projekte, die unterstützt werden, es gibt noch viele weitere.) Ein Teil der Einnahmen fließt zu dem Sozialfond der Stiftung der EKD im Heiligen Land, die damit wiederum bedürftigen Menschen hilft. Auch wurden aus den Einnahmen Katzen, die hier ein echtes Problem sind, da sie zu tausenden durch die Straßen streunen und sich uneingeschränkt fortpflanzen und so auch aus öffentlichen Mülltonnen leben und Krankheiten verbreiten, sterilisiert.
Zum Ende meiner Arbeitszeit kam Florin noch einmal vorbei und fuhr mit mir zurück in die Stadt. Wir kämpften uns durch das Damaskus Gate, das völlig überfüllt war und die komplett mit Menschenmassen verstopfte Altstadt. Freitags ist dies wohl immer so, da das der „muslimische Sonntag“ ist, an dem alle zum Gebet und vom Gebet kommen. Dadurch war auch die israelische Armee und Polizei in der ganzen Stadt sichtbar und Wasserwerfer standen bereit. Für die Altstadt wurde vom Auswärtigen Amt eine Warnung vor Unruhen ausgegeben, aber alles blieb - zumindest soweit ich mitbekommen habe - ruhig.

Ich musste direkt weiter zur täglichen warmen Mahlzeit bei dem Österreichischen Hospiz. Danach kam Florin noch mit zu uns, wir tranken auf den Dächern von Jerusalem noch eine Flasche Wein und genossen die Aussicht. Als abendlichen Abschluss gingen wir noch der Einladung unserer Österreichischen Freunde aus dem Hospiz nach und gingen noch zu ihnen, um dort die anderen Volontäre der Stadt kennenzulernen. Dabei lernten wir auch einige palästinensische Angestellte des Hauses kennen. Der Genuss einer Nahöstlichen Shisha durfte dabei natürlich auch nicht fehlen, allerdings heißt dies hier Argile, Shisha nennen sich hier Cannabisprodukte.

Gegen Mitternacht verabschiedeten wir uns dort und gingen zur Erlöserkirche zurück, auch Florin schlief bei uns, da Busse Freitags aufgrund des Feiertags nicht lang fahren, hätte er sonst auf den Ölberg laufen müssen, was bei der derzeitigen Situation nicht allzu empfehlenswert gewesen wäre.