Tolle Arbeit + Viel Erholung = Geniale Zeit
Am Sonntag war der erste Tag, an dem ich wirklich in der Kirche mitgeholfen habe, sozusagen mein erster „richtiger“ Arbeitstag. Weder Ronja (meine Mitvolontärin hier in der Erlöserkiche) noch ich wussten, wann der Tag eigentlich für uns beginnen sollte, also schaute ich kurz vor dem Schlafengehen noch mal kurz in unser Übergabeprotokoll, eine Art Leitfaden für neue Volontäre. Dort stand, dass ab halb neun einer von uns die Rezeption besetzen solle. Ich tat wie mir geheißen, doch da saß schon jemand: Die Tochter von einem unserer Facility Manager übernimmt dies wohl in der vorlesungsfreien Zeit - gut zu wissen! Jetzt war ich also auch noch eine Stunde zu früh aufgestanden, was aber nicht weiter schlimm war, weil ich so ein paar Leute aus der englischsprachigen Gemeinde, die genauso wie die deutsche und arabische Gemeinde hier Sonntags ihren Gottesdienst feiert, kennenlernte. Kurz darauf kamen auch schon die ersten Volontäre an, denn an dem Gottesdienst heute sollten alle Volontäre, die irgendwie mit der „Stiftungen der Evangelischen Kirche Deutschland im Heiligen Land“ in Verbindung standen, für ihre Arbeit gesegnet werden. So lernte man wieder viele neue Volontäre kennen. Wir feierten gemeinsam einen schönen Gottesdienst und trafen uns danach noch bei Kaffee und Tee, wobei man sich etwas näher kennenlernte. Auch die Mitarbeiter des Theaterprojekts, die uns bereits am Mittwoch interviewt hatten, waren wieder dabei, wodurch wir auch noch einmal die Möglichkeit hatten, in Erfahrung zu bringen, für was sie uns überhaupt ausfragten und um etwas mehr über das Projekt zu erfahren. Als letztlich alle wieder gegangen waren und wieder alles in den Ausgangszustand versetzt war, waren wir zum Mittagsessen bei unserem Pfarrvikar eingeladen.
Zum Abendessen waren wir wieder beim Österreichischen Hospiz geladen, auf dem Weg dorthin wurden wir das erste Mal Zeuge von einer etwas unruhigen Situation: Israelische Soldaten hatten eine Straße gesperrt, scheinbar völlig willkürlich wählten sie Leute aus, die hindurch durften und andere die weitergeschickt wurden. Es wurde beiderseits geschrien, gebrüllt und geschoben, aber alles verlief einigermaßen friedlich, soweit wir das mitbekamen.
Abends kam eine Gruppe Theologiestudenten/innen zu Besuch, die hier im Heiligen Land eine Art Auslandsjahr absolvieren und wir gingen gemeinsam auf den Turm. Von oben war zu sehen, was wir schon den ganzen Tag beobachtet haben: Gefühlte tausende Muslime pilgerten zum Tempelberg, um dort einen wichtigen Feiertag zu feiern (ein lustiges Bild: auf der Reise zum Tempelberg waren alle über und über mit Essen beladen, manche hatten Kissen dabei usw.). Von oben sah es eher aus wie ein riesiges Mosaik, in dem sich alle Steinchen auf dem Tempelberg bewegten. Einfach der Wahnsinn, selbst der Platz um den Felsendom herum war völlig überfüllt mit Leuten, wie sah es da wohl im Felsendom selbst aus?

Nach den Studenten/innen kamen noch einmal die Leute vom Theaterprojekt, die nochmal einen Tee mit uns tranken und sich von uns verabschiedeten, da sie am Montag größtenteils fliegen würden. Letztlich gab es dann noch ein kleines Problem mit zwei israelischen vom Theaterteam, die eigentlich in Jerusalem schlafen wollten, aber noch keine Schlafmöglichkeit hatten. Sie an einem solchen muslimischen Feiertag allein in der Innenstadt wäre natürlich nicht besonders freundlich gewesen, deshalb wurde dann noch ein Schlafplatz in der Nähe organisiert, den sie dann allerdings gar nicht brauchten, da sie doch noch nach Tel Aviv heimfuhren. Auch Florin und ich waren noch nicht so müde, dass wir ins Bett wollten und so schlossen wir uns Volontären aus dem Österreichischen Hospiz an, die gerade auf dem Heimweg waren und tranken dort mit ihnen und den Theaterleuten, die dort heute Nacht auch schliefen noch ein Feierabendbier und betrachteten die angespannte Situation zwischen israelischen Soldaten und den palästinensischen Muslimen. Um kurz vor drei kamen wir schließlich heim und hatten schon wieder großes vor: Morgen sollte es zum Meer nach Tel Aviv gehen.
Nach einer etwas kürzeren Nacht beeilten wir uns Montagmorgen, schnell zum Money Changer und anschließend zum Großraumtaxi nach Tel Aviv zu kommen. Nach einer etwas chaotischen und langwierigen Fahrt kamen wir endlich an der Central Bus Station an, wo dann auch das Taxi wartete. Wir fuhren nach Tel Aviv, um uns am dortigen Busbahnhof erstmal ziemlich zu verlaufen. Irgendwie schafften wir es, dann doch den richtigen Bus zum Strand zu finden und genossen den Tag bei strahlender Sonne am Meer.

Das Wasser war genau so warm wie die Luft, leider keine wirkliche Abkühlung. Die Umgebung war leider etwas enttäuschend: Auch wenn der Blick aufs Meer traumhaft schön ist, ist die Strandpromenade von Tel Aviv nicht so schön wie erwartet: Nur Betonklötze und heruntergekommene Häuser - etwas schade! Florin hatte vorher mit einem Israeli, den er aus einem Schüleraustauschprogramm schon kannte, ausgemacht, sich dort zu treffen. Es war wirklich interessant, mit ihm über die momentanen Ereignisse zu reden und seine Meinung zu politischen Dingen zu hören, die erstaunlicherweise wirklich kritisch und friedlich war, was aufgrund diverser Presseartikel leider nicht selbstverständlich ist… Nach viel hin und her kamen wir auch wieder irgendwie Heim (er bot uns an uns zu fahren und wir kamen genau in die Rush-Hour und schließlich verliefen wir uns erneut im Busbahnhof) und ließen den Abend dann gemütlich ausklingen. Es war ein toller Tag in einer ganz anderen Welt: Während in Jerusalems Altstadt alle nur bedeckt und mit langen Hosen und Schleiern herumlaufen, war es in Tel Aviv völlig gelöst: Frauen mit Miniröcken, in Bikinis, Männer mit Badeshorts und Oberkörperfrei mitten in der Innenstadt - echt der Hammer, was die paar Kilometer ausmachen!