Erste Eindrücke von der Westbank
Jetzt sind schon wieder zwei Wochen vergangen, seit meinem letzten Blogeintrag. Sovieles ist passiert: Der erste Kindergottesdienst in Latroun - zum Glück noch nicht von uns organisiert - verlief echt nett, erstaunlich viele Kinder kamen und es hat echt Spaß gemacht!

Ein paar Tage später hatte ich die Möglichkeit, mit einem Pfarrer aus Deutschland, der gerade einen Dokumentarfilm dreht, unseren etwas außerhalb von Jerusalem gelegenen, wunderschönen Zions-Friedhof anzuschauen. Interessant waren hier vor allem die älteren Gräber: Die Menschen, die hier ihre letzte Ruhe gefunden haben, haben teilweise Schulen aufgebaut oder Stadtviertel entworfen, also wirklich große Dinge vollbracht.

Ich war inzwischen schon zwei Mal in Ramallah, einen anderen Volontär besuchen. Die Stadt ist wirklich beeindruckend: Natürlich viel moderner als Jerusalem, aber dafür auch umso dreckiger. Obwohl die palästinensischen Einwohner genau so viele Steuern zahlen, wie die israelischen Einwohner der Weststadt Jerusalems, ist die Müllentsorgung lang nicht so gut geregelt, so war zumindest mein Eindruck. Beziehungsweise: Manchmal hat man auch das Gefühl, dass sie einfach anders geregelt ist: An jeder Straßenecke stehen rußgeschwärzte Müllcontainer, und von Zeit zu Zeit sieht man auch einfach mal einen davon brennen…

Trotzdem ist Ramallah als „Hauptstadt Palästinas“ (obwohl es ja kein Palästina mehr gibt… ) echt beeindruckend: Man kann in die angrenzenden Wüsten schauen, es ist viel Leben auf den Straßen, die Leute sind total freundlich und man ist überall, wo man hingeht das absolute Highlight ;-)

So saßen wir abends zum Beispiel in einer Nargile(dt. Wasserpfeife)-Bar, hatten natürlich unsere Mädels mitgenommen und irgendwie war die Bar eigentlich nur für Männer bestimmt ;-) Wir hatten unseren Spaß, nur den Mädels war es glaube ich ein bisschen peinlich. Mit dabei waren auch ein paar Palästinenser, die wir dort kennengelernt hatten, war echt interessant, mal ihre Sichtweise der Welt zu hören.

Wir besuchten eine Musikschule, die sich selbst das Ziel gesteckt hat, mit dem Zugang zur Musik den Kindern und Jugendlichen eine Alternative zum „normalen“ Leben (mit Spielzeugpistolen, Counterstrike usw.) zu bieten. Einer aus der Nargile-Bar hat dazu gesagt, dass er wirklich noch nie eine Waffe, ob Spielzeug oder echt, angefasst hätte. Als wir dort in der Musikschule waren, wurden wir damit begrüßt, dass die Musiklehrer sich in ihrer freien Zeit trafen und zusammen Musik machten: Ein Privatkonzert für uns! :-)

Bei unserem zweiten Besuch, durften wir einer muslimischen Hochzeit beiwohnen, die aber wesentlich unspektakulärer verlief als erwartet. Anders als bei uns, war der eigentliche Festakt schon ein halbes Jahr vorbei und nur die Feier war noch. Die Männer saßen an Tischen im Freien, während die Frauen oben tanzten. Viele kamen auch einfach nur 20 Minuten vorbei, tranken einen Kaffee und gingen wieder. Als dann nur noch die engste Familie (und wir!) da war, gingen die Männer auch mit hoch und tanzten mit den Frauen und um nicht mal elf Uhr abends wurde dann abgebaut.
Alles Gute für das Ehepaar!